Steirereck am Pogusch

Steirereck am Pogusch

Steirereck am Pogusch

Steirereck am Pogusch

Jahr2022
Projektartgeladener Wettbewerb, 1. Preis
KundeSteirereck Stadtpark GmbH
Grösse3.700 m²
OrtPogusch, Steiermark
ProjektteamAnna Popelka, Georg Poduschka, Paul Fürst, Lukas Ortner, Christian Wegerer, Jakub Dvorak, Billie Murphy, Jonas Steinmetz, Maximilian Keil
BeschreibungAuch der ländliche Raum entwickelt sich zeitgemäß. Am Pogusch beweisen dies Birgit und Heinz Reitbauer auf 1050 m Höhenlage: Nachdem PPAG architects 2015 bereits das Restaurant Steirereck im Wiener Stadtpark umgebaut und erweitert hatten, gewannen wir 2018 auch den Wettbewerb für die Neuformierung des Steirereck am Pogusch. Im Frühjahr 2022 wurde der umfangreiche Bau abgeschlossen. Der Komplex umfasst nun eine Landwirtschaft, ein Biomassekraftwerk, sowie Hotellerie und Gastronomie auf höchstem Niveau. PPAG zeichnen hierbei für vollkommen erneuerte Strukturen in Gasthaus und Küche, einem neuen Salettl und zwei ungewöhnlichen Glashäusern (mit Raritätengarten als Küchenhinterland, Übernachtungsmöglichkeit in Kabanen und mehrgeschossiger Wellnesslandschaft) verantwortlich. Die Realisierung erlaubte – in Zusammenarbeit mit den besten Handwerksbetrieben – eine heute ungewöhnliche Detailtiefe.

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Das Wirtshaus und Haubenrestaurant Steirereck am Pogusch in den österreichischen Alpen vereint Bodenständigkeit, Haute Cuisine, Hightech-Arbeitsvorgänge, nachhaltige Landwirtschaft und Luxushotellerie in einer Struktur. Die überregional bekannte Gastwirtschaft wurde großräumig aber weithin unsichtbar erweitert. Das Projekt besteht aus Bestandsgebäuden wie dem Steinhaus und dem Holzhaus, welche hochwertig saniert und durch Zubauten erweitert wurden. Diese Zubauten, nämlich Salettl, Schankküche, Küchengarten (Glashaus warm) und ein großes Glashaus (Glashaus kalt) sind aufgrund der vorhandenen Hanglage teilweise eingegraben.
Durch unterschiedliche zurückhaltende Eingriffe bilden Bestandsgebäude und Zubauten ein dörfliches Ensemble im Maßstab der ländlichen Bebauung. PPAG haben zudem zahlreiche Details wie organomorphe Türgriffe, 3D-gedruckte Waschbecken und raumwirksame Holzlamellenvorhänge entworfen, die dem Projekt die Dimension einer Art hochmodernen Gesamtkunstwerkes verleihen – und die Besucher*innen in eine ungewohnte Bergwelt entführen.

Architektur: PPAG architects
Bauherrin: Steirereck Stadtpark GmbH

Generalplaner: PPAG architects
Tragwerksplanung: Werkraum Ingenieure
Brandschutzplanung: kunz DIE INNOVATIVEN BRANDSCHUTZPLANER
Versickerungskonzept und Bodengutachten: Geologie Weixelberger
Vegetationskonzept Glashäuser: Green4Cities
Ausschreibung: Buchegger 7 Baumanagement

Weitere Planer*innen:
Örtliche Bauaufsicht: Viereck Architekten
Bauphysik: rosenfelder & höfler consulting engineers
Lichtplanung: Ing. Johannes Jungel-Schmid
Haustechnikplanung: TBH Ingenieur
Landschaftsarchitektur: Bauherr*in und Viereck Architekten

Dieses Projekt ist Teil des Forschungsprogramms „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Glashäuser

Glashäuser in dieser Höhenlage auf über 1.050 m.ü.A. stellen eine besondere Herausforderung dar. Enormer Forschungstrieb, in geringem Ausmaß Nutzpflanzenzucht und nicht zuletzt innovative, unkonventionelle Gästeunterbringung sind die inhaltlichen Schwerpunkte der Glashäuser.

Die Glashäuser sind eigentlich ein kaltes und ein warmes Glashaus und haben unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen: das große, kalte Glashaus (Mindesttemperatur um den Gefrierpunkt) wird für ganzjährige Pflanzenzucht verwendet. Hier gibt es des Weiteren unkonventionelle Übernachtungsmöglichkeiten für unkonventionelle Gäste. Unter dem kalten Glashaus liegt eine dazu passend spezielle Badelandschaft.

Das warme Glashaus (ca. 22°) versorgt, an diese angeschlossen, die Küche mit frischen Kräutern & Gewürzen und ist intimer Backstagebereich, in dem sich neue Ideen entwickeln lassen. Beide Glashäuser sind über Atrien mit dem darunterlegenden Küchen-Hinterland verbunden und werten dieses durch direktes Tageslicht auf. Diese große Welt im Verborgenen und im Hintergrund, die für das Wohl des Gastes verantwortlich ist, tritt im Postkartenbild kaum in Erscheinung. Doch unter der Grasnarbe befinden sich gut belichtete Arbeitsplätze mit hoher räumlicher Qualität.

Steinhaus und Holzhaus

Der Bestand, Teile der Küche, das Steinhaus aus dem 17.Jahrhundert und das Holzhaus, das aus der Umgebung stammt, wurden ordentlich „durchgekehrt“, was den Häusern guttut und die schönen alten Strukturen hervorbringt. Was brauchbar ist, blieb, vieles wurde hergerichtet.

Die Hangverläufe änderten sich trotz maßgeblicher Baumaßnahmen so gering wie nur möglich. Der Aushub wurde am Areal wieder eingepflegt. Die Positionierung der neuen Gebäude im Verhältnis zum Bestand und die sich dazwischen entfaltenden Wegerelationen sprechen die selbstverständliche Sprache vernakulärer Bauweise. Die Übergänge zwischen den Zonen sind trotz Radikalität des Neu Gesetzten harmonisch und selbstverständlich, die gesamtheitliche Wirkung ist letztlich in gewissem Sinn unaufgeregt normal. Erneuerung, bewusst, in jeder Faser, aber ohne unnötiges Getöse.

Schankkuchl

Die Schank und Feuerküche mit großem Grill als der für den Gast präsente Teil der Küche ist tagesabhängig hell und transparent oder atmosphärisch und dunkel vor dem Hintergrund des Grills:  ein starker Raum im Herzen des Hauses.

Hier kommt auch ein leichtes und zugleich hoch tragfähiges Holzbauelement zum Einsatz: eine Kielstegdecke. Bei alternierender Verlegerichtung werden jene Anschnitte sichtbar, die bei der Normanwendung verborgen bleiben. Die dünnen gebogenen Sperrholzplatten, die Ober- mit Untergurt verbinden, werden zum Lampenschirm des Gastbereichs umfunktioniert.

Salettl
Das neue Salettl bildet zusammen mit dem bestehenden Steinhaus und Holzhaus ein differenziertes Gastraumangebot, das unterschiedliche Vorstellungen von Gastlichkeit und Atmosphäre bedienen kann. In Ergänzung zum Bestand ist es offen und transparent mit Ausblick auf die umgebende Natur. Die räumliche Behaglichkeit kommt von flexiblen, veränderbaren Holzlammellenvorhängen. Es kann auf einfache Weise, rasch und unkompliziert eine Vielzahl von verschiedenen Raumbereichen erzeugt werden.

Das Restaurant „Steirereck“ in Wien zählt seit vielen Jahrzehnten zur gastronomischen Spitze Österreich und wird seit mehr als 10 Jahren zu den The Worlds 50 Best Restaurants gezählt. Neben der zeitgemäßen Ausrichtung des gastronomischen Konzeptes wird immer ein besonderes Augenmerk auf die besondere Nachhaltigkeit der eigenen Aktivitäten gelegt. Mit dem Projekt des Um- und Zubaus des Steirereck am Pogusch wollen Heinz und Birgit Reitbauer zeigen, wie innovativ ein gastronomischer Betrieb geführt werden kann.

Der Pogusch ist ein 1059 m ü. A. hoher Alpenpass in der Obersteiermark, der die Verbindung zwischen den Gemeinden Turnau und Sankt Lorenzen im Mürztal herstellt. Auf der Passhöhe befindet sich das Wirtshaus „Steirereck am Pogusch“ mit seinem Hauptgebäude und Nebengebäuden. Auf dem Grundstück gegenüber dem „Bründl-Wanderweg“ befindet sich bereits ein Altbestand bestehend aus einem Wirtshaus, Beherbergungsgebäuden und einem bäuerlich genutzten Gebäude. Die Freiflächen gliedern sich in Bauland und landwirtschaftliche Nutzfläche.

Die über Jahre und Generationen gewachsene Landwirtschaft mit angeschlossener Gastronomie stand weniger am Punkt einer inhaltlichen Neuorientierung, vielmehr sollte die schon gelebte achtsame Lebensweise im Gebauten manifestiert, für die Betreiber selbst und für die Gäste nutz-, spür- und sichtbar werden. Die Herausforderung bestand darin, eine von Naturerlebnis geprägte Situation und einen hoch anspruchsvollen, zeitgemäßen Gastronomiebetrieb innerhalb einer harmonischen Gesamtlösung in die Zukunft zu führen. Das Neue darf sichtbar sein, demonstriert Lebensperspektive des 21. Jahrhunderts abseits der Stadt, verknüpft mit dem Knowhow des 21. Jahrhunderts.

Die bestehenden Bausteine – vorhandene Küche, Beherbergung, Steinhaus, Holzhaus sowie Landwirtschaft – wurden durch PPAG durch relevante neue – Küchenerweiterung, Salettl, Glashaus warm, Glashaus kalt, spezielle Mitarbeiter- und Gästeunterbringung, inkl. Erweiterung sichtbarer und unsichtbarer Infrastruktur – ergänzt.

Fotos: (c) Hertha Hurnaus